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Rauchen und Zahnimplantate: Geht das?
15. Februar 2022Rauchen und Zahnimplantate – eigentlich keine gute Kombination. Rauchen schädigt nicht nur Herz, Lunge und Blutgefäße, es stellt euch ein ernstes Risiko für die Gesundheit von Mund und Zähnen dar. Sollen nach Zahnverlust Implantate gesetzt werden, um festsitzenden Zahnersatz zu ermöglichen, kann diese Behandlung durch das Rauchen deutlich erschwert werden.
Trotzdem behandeln wir in der Dentaprime Zahnklinik jedes Jahr tausende von Rauchern erfolgreich mit Implantaten. Dr. Dr. Regina Schindjalova, wissenschaftliche Leiterin der Dentaprime Zahnklinik, erklärt, warum Rauchen für die Implantate so schädlich ist und wie eine Implantation trotzdem gelingen kann.
Rauchen und Zahnimplantate
Warum ist Rauchen schlecht für die Zähne?
„Es ist kein Geheimnis, dass Rauchen ein ernsthaftes Risiko für die Gesundheit darstellt“, sagte Dr. Schindjalova. „Das Nikotin und auch der Rauch selbst schädigen den Körper nachhaltig.“
So befinden sich im Tabakrauch bis zu 69 verschiedene krebserregende Stoffe. Diese können zu Lungen- oder Speiseröhrenkrebs führen. Typische Nebenwirkungen von Tabakkonsum sind aber zum Beispiel auch gelbe Zähne und blasse Haut. Ein geschwächtes Immunsystem sorgt dafür, dass Raucher anfälliger für Infektionskrankheiten sind und die Wundheilung (zum Beispiel nach einer OP) schlechter vonstattengeht. Sogar die Netzhaut kann durch das Rauchen angegriffen werden, sodass die Sehkraft nachlässt.
Außerdem sorgt das Nikotin für eine schlechtere Sauerstoffversorgung im Blut. „Das macht sich auch im Mundraum bemerkbar“, weiß Dr. Schindjalova. So werde das Gewebe im Mund schlechter durchblutet, was die Gefahr für Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose erhöhe. Dies sei wiederum eine der häufigsten Ursachen für den Verlust der eigenen Zähne.
Das heißt, Raucher haben nicht nur ein erhöhtes Risiko, Zähne zu verlieren – es ist auch schwieriger, die fehlenden Zähne durch ein Implantat und Zahnersatz (zum Beispiel All on 4) wieder zu ersetzen. Besonders zwei Faktoren erhöhen dabei für starke Raucher das Risiko für Zahnimplantate: Die schlechtere Knochenstabilität und die verlangsamte Wundheilung.
1) Schlechtere Knochenstabilität
Raucher weisen häufig eine schlechtere Knochenstabilität auf. Das Nikotin entzieht dem Körper nämlich Calcium, welches wir brauchen, damit unsere Knochen stark und gesund bleiben. Der Calciummangel fördert den Knochenabbau und erhöht das Risiko für Osteoporose.
In der Folge können bei Rauchern auch die Kieferknochen geschwächt sein. Ein stabiler Knochen ist jedoch die Basis für eine erfolgreiche Implantation. Die Implantat-Schrauben werden in den Kieferknochen hineingedreht – ist dieser zu schwach, finden die Schrauben keinen Halt und wackeln.
Es gibt Möglichkeiten, den Kieferknochen vor der Implantation aufzubauen, sodass er stark genug wird, um die Implantate zu tragen. Dazu gehört zum Beispiel der Sinuslift. Dies bedeutet jedoch einen weiteren Eingriff und birgt für Raucher ebenfalls Risiken.
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2) Verlangsamte Wundheilung
Damit die Implantation erfolgreich ist, muss sich das Implantat mit dem Kieferknochen verbinden. Dabei verwächst es innerhalb von drei bis sechs Monaten mit dem Knochen und dem umliegenden Zahnfleisch. Danach sitzt es so fest wie eigene Zahnwurzeln im Mund. Aber was passiert, wenn man nach der Implantation raucht?
„Wird während dieser Einheilphase der Implantate geraucht, besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen beim Heilungsprozess“, erklärt Dr. Schindjalova. „Der Tabakrauch enthält Schadstoffe, die Entzündungsprozesse fördern und die Einheilung der Implantate ausbremsen können.“
Besonders, wenn das Implantat gerade frisch eingesetzt und die Wunde noch nicht geschlossen ist, ist es für Bakterien, Keime und die giftigen Stoffe aus dem Tabakrauch leicht, sich in der Wunde auszubreiten und im Gewebe festzusetzen. Dort lösen sie Entzündungen aus. Durch ihr oftmals schwächeres Immunsystem sind starke Raucher hierbei besonders gefährdet. Hinzu kommt, dass durch den Rauch der Mund auch ausgetrocknet wird. Das führt zu einer schwächeren Durchblutung und weniger Speichel, der somit seine selbstreinigende Kraft nicht mehr richtig entfalten kann.
Können Zahnimplantate einheilen trotz Rauchen?
„Trotzdem sind Zahnimplantate auch bei starken Rauchern durchaus möglich“, so Dr. Schindjalova. Wichtig sei erstens, den Tabakkonsum in der Einheilphase möglich weit herunterzuschrauben, und zweitens auf eine besonders gründliche Reinigung zu achten. Auf diese Weise werde der Film aus Bakterien und Schadstoffen entfernt, bevor er ins Gewebe eindringen könne.
Wird die Reinigung aber vernachlässigt, kann es zu einer „Periimplantitis“ kommen. Dabei handelt es sich um eine „Entzündung ums Implantat“, die zunächst das umliegende Zahnfleisch angreift. Diese ist zunächst schmerzlos und kann nur vom Zahnarzt oder der Zahnärztin erkannt werden. Deshalb ist es äußerst wichtig, alle Kontrolltermine einzuhalten, damit Probleme frühzeitig entdeckt und behandelt werden können.
Geschieht dies nicht, kann die Entzündung nämlich auf den Knochen übergreifen. Im schlimmsten Fall muss das Implantat dann wieder entfernt werden.
Verlust des Implantats
Geht das Implantat durch eine solche Entzündung verloren, ist das nicht einfach nur ärgerlich. Es ist auch mit Schmerzen und finanziellen Belastungen verbunden. Immerhin werden die Kosten für Zahnimplantate nicht von der Krankenkasse übernommen.
An dieselbe Stelle noch einmal ein Implantat zu setzen, bedeutet doppelte Kosten und doppelten Aufwand. Oft sind zusätzliche Maßnahmen wie ein Knochenaufbau notwendig.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Rauchen den Erfolg einer Implantatbehandlung beeinträchtigen kann:
Studien: Zahnimplantate und Rauchen
Inwiefern das Rauchen den Erfolg einer Implantatbehandlung beeinflusst, wurde bereits vielfach von Studien untersucht.
Eine Studie der Universität Manchester zeigt, dass Raucher in einem Zeitraum von fünf Jahren nach der Implantatbehandlung doppelt so viele Implantate verlieren wie Nichtraucher. Für die Studie untersuchte die Forschergruppe rund um Professor Marco Esposito über 1500 Implantat-Patienten, davon 1100 Nichtraucher und 549 Raucher. Nach fünf Jahren betrug die Verlustquote bei den Nichtrauchern 2,9 Prozent, bei den Rauchern hingegen 5,5 Prozent – war also fast doppelt so hoch.
Andere Studien weisen sogar auf noch höhere Verlustraten hin: zehn Prozent der Raucher verlieren demnach innerhalb von zehn Jahren nach der Behandlung ihre Implantate.
Eine chinesische Studie zeigt darüber hinaus, dass selbst bei erfolgreicher Implantation die Implantate bei starken Rauchern langsamer und schlechter einheilen als bei Nichtrauchern. Für die Studie wurden den männlichen Probanden im Unterkiefer Implantate eingesetzt – 16 starke Raucher und 16 Nichtraucher. Zwar betrug die Erfolgsrate in beiden Gruppen 100%, generell ist eine Implantation also auch bei starken Rauchern nicht ausgeschlossen. Dennoch weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die Knochenheilung bei den Rauchern sichtlich verlangsamt wurde und dass das Rauchen für den Verlust von Knochengewebe verantwortlich war. Auch das Fortschreiten von Zahntaschen, welche Entzündungen im Zahnfleisch begünstigen, ließ sich auf das Rauchen zurückführen. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl sind die Ergebnisse dieser Studie jedoch weniger repräsentativ.
Den Implantaten zuliebe: Mit dem Rauchen aufhören
Rauchen und Zahnimplantate müssen sich also nicht zwingend ausschließen. „Obwohl es schwieriger ist, behandeln wir jährlich viele starke Raucher erfolgreich mit Implantaten“, berichtet auch Dr. Schindjalova. „Damit es gelingt, sind einige Faktoren entscheidend.“
Dr. Schindjalova empfiehlt, mindestens 14 Tage vor und nach der Implantation nicht zur Zigarette zu greifen – dies sei die wichtigste Phase im Einheilprozess. Wer das nicht schaffe, solle den Konsum so weit wie möglich reduzieren. Jede nicht gerauchte Zigarette sei schon ein kleiner Gewinn.
Außerdem seien bei Rauchern sowohl die gründliche Reinigung zuhause als auch die Einhaltung der Kontrolltermine doppelt und dreifach wichtig. Wie genau die Pflege und Reinigung der Implantate aussehen muss, erklären wir Ihnen vor Ort ausführlich.
Noch besser sei es allerdings, das Rauchen der eigenen Gesundheit zuliebe ganz aufzugeben.
„Wir wissen natürlich, dass es sich bei dem Rauchen um eine Sucht handelt, die man nicht mal eben so aufgeben kann“, so Dr. Schindjalova weiter. „Aber eine Implantation ist der perfekte Zeitpunkt, um den inneren Schweinehund zu überwinden.“
Tipps zur Rauchentwöhnung
Wieso das? Nun, für viele unserer Patientinnen und Patienten beginnt mit den neuen Zähnen auch ein neues Lebensgefühl. Endlich wieder richtig lachen, richtig essen, richtig sprechen – kurzum: endlich wieder glücklich sein. Welchen besseren Zeitpunkt gäbe es, um sich gleichzeitig auch von einer schlechten Angewohnheit wie dem Rauchen zu verabschieden? Damit schützen Sie nicht nur Ihren wertvollen, neuen Zahnersatz und Ihr strahlendes Lächeln, sondern auch Ihre allgemeine Gesundheit und Fitness. „Unserer Erfahrung nach ist das ein echter Motivationsschub, der vielen Patientinnen und Patienten das Aufhören mit dem Rauchen erleichtert“, sagt Dr. Schindjalova.
Ab dem Jahr 2023 wollen auch wir bei Dentaprime Programme zur Rauchentwöhnung anbieten. Warten Sie jedoch nicht so lange, sondern nehmen Sie Ihre Gesundheit schon jetzt selbst in die Hand!
Zur Rauchentwöhnung empfiehlt sich besonders:
- Hilfsmittel wie Nikotinpflaster helfen gegen die körperlichen Entzugserscheinungen (Achtung: Verwenden Sie keine nikotinhaltigen Kaugummis oder Lutschtabletten. Das Nikotin verteilt sich dabei direkt auf den Zähnen und im Mundraum!)
- Akupunktur und Hypnosebehandlungen
- Lassen Sie sich von Ihrem Hausarzt oder der Krankenkasse beraten. Gerade letztere bieten oft gute Angebote zur Rauchentwöhnung an.
Am wenigsten Stress haben Sie mit der Rauchentwöhnung, wenn Sie diese schon vor der Implantation angehen. So sind Sie während der Einheilphase über die Nebenwirkungen des Entzugs hinweg und die Implantate können optimal einwachsen.
Fazit: Die Vorteile für Ihre Gesundheit
Rauchen schädigt die Zähne und den Mundraum. Gerade für das Einheilen von frisch gesetzten Implantaten ist es hinderlich, weil es sowohl die Knochensubstanz schwächt als auch Entzündungen begünstigt, was wiederum zum Verlust des Implantats führen kann.
Rauchen und Zahnimplantate sind zwar möglich, doch das Risiko ist deutlich höher als für Nichtraucher, wie auch zahlreiche Studien belegen. Am besten ist es, das Rauchen während der Einheilphase stark zu reduzieren oder idealerweise ganz aufzugeben.
„Wenn Sie standhaft bleiben, leisten Sie durch die Rauchentwöhnung einen nachhaltigen Beitrag für Ihre Mundgesundheit“, so Dr. Schindjalova. „Auch wenn es zunächst schwierig erscheint, verspreche ich Ihnen, dass es sich für Sie lohnen wird.“
Sie profitieren von vielen Vorteilen:
- Rasches Einheilen Ihrer Implantate: Ohne Verzögerungen durch Entzündungen oder geschwächte Knochensubstanz
- Strahlendes, neues Lächeln: Schützen Sie Ihre neuen Zähne und Ihr Lächeln vor Verfärbungen durch Nikotin
- Gesunde Zähne: Falls Sie keine Komplettsanierung bekommen, schützen Sie durch die Rauchentwöhnung nicht nur Ihren neuen Zahnersatz und die Implantate, sondern auch Ihre eigenen, noch gesunden Zähne
- Weniger Schmerzen: Durch das Rauchen wird Ihr gesamter Mundraum empfindlicher. Hören Sie vor der Implantation damit auf, verläuft die Behandlung für Sie angenehmer und Sie sind weniger schmerzempfindlich nach den Eingriffen.
„Es ist nie zu spät mit dem Rauchen aufzuhören“, weiß Dr. Schindjalova. „Selbst wenn Sie schon jahrelang rauchen, werden Sie die positiven Effekte oft sofort und langfristig spüren.“